Thuille Ludwig

 

Ludwig Thuille wurde am 30.11.1861 in Bozen als Sohn des Kunst und Musikalienhändlers Johann Thuille und seiner zweiten Frau Maria Notburga geb.Offer (andere Leseart: Hofer), deren Familie aus Gries am Brenner stammte, geboren. Schon als Kind komponierte er kurze Stücke, nach kleinen Streichen versöhnte er damit den Vater, indem er sie am Harmonium im Geschäft vorspielte oder auch andere improvisierte. Nachdem er schon früh die Eltern verloren hatte, kam er ins Benediktinerstift Kremsmünster in Oberösterreich, wo er neben dem Gymnasium auch Unterricht in Klavier und Violine erhielt.  

 

1876 holte ihn Frau Pauline Nagille, die Witwe des 1874 verstorbenen Kapellmeisters des Insbrucker Musikvereins Matthäus Nagille, nach Innsbruck, wo er Schüler von Joseph Pembaur d. Ä. wurde. Durch sie lernte Thuille den jungen Richard Strauss kennen. Sie ermöglichte ihm 1879 auch die Übersiedlung nach München. Nach Beendigung seiner Studien in München (Theorie und Komposition bei Joseph Rheinberger und Klavier bei Karl Bärmann jun.) war es sein Bestreben, schnell eine sichere Stellung zu finden. Er wurde an der Kgl. Musikschule in München Lehrer, später Professor für Klavier und Harmonielehre, nach dem Tod von Rheinberger auch im Fach Komposition. Thuille war ein ausgezeichnter Lehrer, so dass Schüler aus allen Teilen Europas zu ihm strömten. Als Vertreter eines gemäßigten Fortschritts wurde Thuille zum Begründer der sog. Münchner Schule. Am 05.02.1907 verstarb Thuille in München überraschend an einem Herzschlag.

 

Thuilles Hauptschaffen liegt im Sololied, in der Oper und in der Kammermusik mit Klavier. Schon in seiner Innsbrucker Zeit schrieb er neben 35 Sololiedern und drei Klaviersonaten auch das hier erstmals vorgelegte Streichquartett A-Dur, das zwischen dem 1. bis 10.02.1878 entstand.

 

Der 3. Satz (Scherzo mit Trio) ist – einer handschriftlichen Notiz von Thuille zufolge – aus der 2. Klaviersonate übernommen. In einem Brief vom 04.04.1878 schreibt Richard Strauss an Ludwig Thuille: Liebster, bester herrlichster Ludwig! Als ich heute nach Hause kam und ein Paket aus Innsbruck finde, fand ich den Grund Deines langen, für mich peinliche Zögerns, da ich schon glaubte, Du wärst am Ende wegen erneulicher Krankheitverhindert am Schreiben.

Also ich erblickte das Paket. Die Stricke durchschneiden, das Papier aufreißen war das Werk von 10 Sekunden. Ich entrollte das Papier und – ich glaube meinen Augen nicht trauen zu dürfen – Quartett

Für 2 Violinen, Viola und Violoncell, mir gewidmet.  Die Freude, die ich darüber empfand, kannst Du Dir nicht vorstellen, zuerst den Brief durchfliegen, so dann an den Flügel gesetzt, brilliant gemacht, voll Steigerung, herrliche Form.

 

 

 

 

 

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