Anna Amalia von Preußen

(1723 - 1787)

 

Anna Amalia von Preußen, die am 09.11.1723 geborene jüngere Schwester Friedrichs des Großen, wurde wie dieser zunächst vom Domorganisten Gottlieb Haynemusikalisch unterwiesen, gelegentlich auch von seinem Bruder; ihre Bestätigung in diesem Bereich ging aber zunächst über die in Adelshäusern ihrer Zeit übliche nicht hinaus.  

 

Erst nach dem ihre 1744 begonnene Liaison mit dem jungen Offizier Freiherr Friedrichvon der Trenck von ihrem Bruder durch die Einkerkerung des Liebhabers brutal unterbunden wurde - ein Schritt, der sie für ihr weiteres Leben in Resignation und Verbitterung stürzte - wanderte sie sich der vorwiegend geistlichen Musik zu. Sie ließ sich eine Hausorgel bauen und 1758 gewann sie den seit sieben Jahren in der friederizianischen Kapelle als Geiger wirkenden Johann Philipp Kirnberger als Hofmusiker, Lehrer und Berater, der er bis zu seinem Tode (1783) blieb. Kirnberger, der um 1740 in Leipzig den Unterricht Johann Sebastian Bachs genossen hatte, entwickelte sich zu einem namhaften Theoretiker, der in  seinem Hauptwerk Die Kunst des reinen Satzes die Prinzipien seines Lehrers weiter vertrat und auch seiner Schülerin Anna Amalia vermittelte, für die er die reichhaltige „Amalien“-Bibliothek zusammenstellte, die auch heute noch für die Musik Bachs und seiner Zeitgenossen eine einzigartige, oft sogar die einzigartige Quelle darstellt.  

 

Unter seiner gestrengen Anleitung  arbeitete sich die Prinzessin in der Komposition von vierstimmigen Choral-Aussetzungen über den figurierten Choral zu den größten kontrapunktischen Chorsätzen vor. In einer Zeit, die bereits den Stil der Empfindsamkeit durchschritten und ich dem der Klassik zugewandt hatte, musste dies antiquiert erscheinen, selbst wenn sich darin meisterhafte Satzkunst manifestierte. Der gleiche Stil zeigt sich auch in den wenigen Instrumentalwerken der Prinzessin, einer wohl für den Bruder komponierten Sonate für Flöte und Cembalo, einem Allegro für zwei Violinen und Basso continuo und einer Zweystimmigen Fugain der Geraden und Gegenbewegung (in den Stimmen als Duetto bezeichnet) für Violine und Viola, die hier erstmals nach dem mit 05.05.1776 datierten, in der Amalien-Bibliothek aufbewahrten Autograph vorgelegt wird. Der deutschen Staatsbibliothek, Stiftung preußischer Kulturbesitz Berlin.

 

Sei für die Überlassung eines Mikrofilms und die Publikationserlaubnis gedankt. Es sei erwähnt, dass nach Kirnberger die Reduktion des vierstimmigen Satzes auf drei oder gar zwei Stimmen besondere Meisterschaft verlangt. So markiert diese Fuge, in der die Prinzessin ihre Aufgabe mit einem geeigneten Thema bravourös löst, wohl den Endpunkt ihrer Ausbildung bei ihrem Lehrer.  

 

Anna Amalia starb am 30.03.1787, nur sieben Monate nach ihrem berühmten Bruder.

 

März 1995 Prof. Dr. Wolfgang Sawodny
 

 

 

 

 

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